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AutorenbildFranziska Petersohn

4 Tipps für eine bessere Kommunikation in der Partnerschaft

Aktualisiert: 26. Apr.

Lernen Sie gewaltfrei und respektvoll miteinander zu kommunizieren


happily ever after Schild vor Baumstamm, rote Schrift, weißer Untergrund

Wir alle wünschen uns eine konfliktfreie und harmonische Beziehung. Jedoch kommen die meisten meiner Klienten mit Partnerschaftsproblemen in meine Beratungen. Ich glaube, die meisten Partnerschaftskonflikte lassen sich auf Probleme in der Kommunikation zurückzuführen. Wir werden von eingefahrenen Mustern und starken Emotionen geleitet, wenn wir mit unserem Partner oder unser Partnerin sprechen. Dabei können Verletzungen und Missverständnisse entstehen. Die Ideen und Schritte der "Gewaltfreien Kommunikation" gehören für mich zu den wirksamsten Methoden, um solchen Missverständnissen vorzubeugen und für eine harmonische Kommunikation in der Partnerschaft zu sorgen.


Nachfolgend stelle ich Ihnen vier Tipps für eine respektvolle und deeskalierende Kommunikation in Ihrer Partnerschaft vor.


(PS: Diese Kommunikationsform kann auch in allen anderen Lebensbereichen: mit Kollegen, Freunden, Eltern, Kindern etc. angewendet werden)



1. Beobachten und Beschreiben, anstatt bewerten und interpretieren


schwarzes Kamerasymbol auf Betonuntergrund

Interpretationen und Bewertungen können Streitgespräche erst richtig in Gang bringen. Sätze wie "Du ignorierst mich, du hörst mir nicht zu, ich bin dir egal" sind häufig der Tropfen auf dem heißen Stein.


Diese Sätze haben die Gemeinsamkeit, dass sie in unserer eigenen Interpretation und Bewertung eingefärbt sind. Wir sehen oder hören bestimmte Dinge und bewerten diese als "ignorieren, egal sein, etc.". Wenn wir diese Interpretation dann äußern, kann es vorkommen, dass der Partner/die Partnerin sich angegriffen fühlt, sich versucht zu rechtfertigen, Dinge abzustreiten und zu beweisen, warum die Interpretation falsch sei. Dabei haben wir nichts erreicht, außer mehr Diskussionen.


Ein besseres Vorgehen ist es, zunächst zu beschreiben, was gehört oder beobachtet wurde. Beispielsweise: "Als ich dir von meinem Tag auf Arbeit erzählt habe, hast du in dein Telefon geschaut. Ich denke dann, dass du gar nicht hörst, was ich zu dir sage." oder auch "Wenn du unser Abendessen immer wieder verschiebst, denke ich, dass die Zeit mit mir dir nicht wichtig ist." Solche Aussagen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihr Gegenüber nicht in Eigenschutz abwendet oder Ihnen Gegenvorwürfe macht. Bei solchen beschreibenden Aussagen kann konkret auf den Sachverhalt eingegangen werden und Ihr/e Partner/in könnte sagen "Das ist nicht meine Absicht. Ich habe große Angst mich bei der Präsentation nächste Woche zu blamieren. Deswegen wollte ich die letzten Abende länger arbeiten." ...


Probieren Sie es aus: Beobachten und beschreiben Sie wie eine Filmkamera und versuchen Sie möglichst jegliche Interpretation zu vermeiden.



2. Eigene Gefühle und Bedürfnisse kommunizieren


zwei Menschen trinken zusammen Kaffee, zwei Tassen Kaffee auf Tisch

Wenn wir uns dem Partner mitteilen wollen, erreichen wir am ehesten Verständnis, wenn wir mitteilen können, was wir fühlen und was wir brauchen. Stellen Sie sich folgende Fragen:


Welches Gefühl löst die Situation bei mir aus?

Welches Emotion entsteht, wenn ich an dieses oder jenes Ereignis denke?

Was brauche ich, um mit dieser Emotion klar zu kommen?

Was könnte mir helfen, damit ich mich besser fühle?

Kann mein Partner mir dabei behilflich sein?


Wichtig ist hierbei, das nicht Ihr/e Partner/in für die Gefühle verantwortlich sind, die in Ihnen entstehen. Sätze wie "Du machst mich wütend!" sind auch wieder eine Interpretation.


Das Verhalten des Partners/der Partnerin kann ein Auslöser für Ihre Gefühle sein, ist jedoch niemals die Ursache.

Ursächlich für Ihre Gefühle in der Situation sind Interpretationen und Gedanken, die Sie in Ihrem eigenen Kopf bewusst oder unbewusst vornehmen. Beispielsweise wurde erwähnt, dass Sie eine bestimmte Sache vergessen haben. Sie werden wütend, aber nicht etwa weil jemand erwähnt, dass Sie etwas vergessen haben, sondern weil noch mehr Gedanken in Ihrem Kopf ablaufen: "Immer vergesse ich irgendwas..., Warum kann ich mir nichts merken?, Ich bin nutzlos!, ...". Diese Gedanken sind er eigentliche Auslöser Ihrer Emotionen. Kritik kann zu vielen selbstabwertenden Gedanken führen, die maßgelblich zu negativen Emotionen beitragen. Seien Sie sich im Klaren darüber, dass nicht Ihr Partner zu Ihnen sagt, sie seien nutzlos und vergesslich, sondern Sie selbst!


Stellen Sie sich vor, jemand rempelt Sie an ohne sich zu entschuldigen. Wütend und frustriert werden Sie nur dann, wenn Sie selbst der Überzeugung sind, dass sich der andere dafür entschuldigen müsste. Das bedeutet, dass nicht das Anrempeln selbst (also das Verhalten des anderen) Ihren Ärger auslöst, sondern Ihre Annahme, dass man Sie nicht anrempeln dürfe ohne sich zu entschuldigen.


Gefühle entstehen also immer durch einen Auslöser im Außen (Blick, Geste, Wort, Handlung, etc.), die Ursache entsteht aber durch Grundannahmen, Überzeugungen und Gedanken in unserem Inneren!



3. Bitten statt Forderungen


halb geöffnete orangefarbene Tür in einer okerfarbenen Wand

"Menschen tragen gerne zum Wohl anderer bei, wenn sie es freiwillig tun können und wenn sie sicher sein können, dass auch ihre Bedürfnisse gehört werden" (M. Rosenberg)

Lesen Sie die folgenden beiden Sätze durch und entscheiden Sie, bei welcher der beiden Varianten Sie eher bereit wären, den Sprecher zu unterstützen:


1) "Räum doch mal die Spülmaschine aus. Ich mache das immer. Nie machst du was im Haushalt!"


oder


2) "Wärst du bereit, die Spülmaschine auszuräumen um mich zu unterstützen?"


In der Gewaltfreien Kommunikation gehen wir davon aus, dass wir mit unseren Mitmenschen friedlicher interagieren können, wenn wir unsere Bedürfnisse in Form von Bitten formulieren. Die GfK nimmt auch an, dass Menschen grundsätzlich gern helfen und die Bedürfnisse von anderen erfüllen möchten, wenn Sie das freiwillig tun dürfen. Das bedeutet, dass wir anderen Leuten nicht "befehlen" Dinge für uns zu tun, sondern ihnen eine Frage stellen in Form von "Wärst du bereit xy zu tun?".


Wenn wir unseren Partner oder unsere Partnerin bitten anstatt zu fordern, besteht zum einen eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bitte nachgekommen wird (netten Menschen hilft man einfach lieber). Zum anderen wird sich unsere innere Haltung gegenüber der Antwort des Gegenübers verändern. Das bedeutet, dass man bei einer ernst gemeinten Bitte (im Unterschied zu einer Bitte, die eigentlich nur Zustimmung zulässt) bereits mit einberechnet, dass das Gegenüber die Bitte ablehnen könnte. Eine Bitte sollte daher nicht an eine bestimmte Erwartung geknüpft werden. Dementsprechend beinhaltet auch eine Ablehnung der Bitte keine persönliche Beleidigung oder Abwertung. Ein "Nein" richtet sich dann nicht gegen meine Person, sondern nur gegen meinen Vorschlag.


"Ein Nein, ist ein Nein zu meiner Strategie und nicht zu meiner Person" (M. Rosenberg)

Wenn wir ein Bedürfnis haben, dann gibt es verschiedene Strategien, wie wir dieses Bedürfnis erfüllen können. Wenn wir Hunger haben, können wir entweder zu Nudeln oder Brot greifen. Hunger ist in diesem Fall das Bedürfnis, Brot und Nudeln sind zwei Strategien um das Bedürfnis Hunger zu stillen.


Formuliere ich eine Bitte an mein Gegenüber, dann mache ich das meist in Form eines Vorschlages und dieser Vorschlag ist meine Strategie, die ich gewählt habe, um mein Bedürfnis zu erfüllen. Im oberen Beispiel mit der Spülmaschine könnte das Bedürfnis Ordnung, Struktur oder Unterstützung sein. Daher richtet die Person die Bitte an den Partner die Spülmaschine auszuräumen. Wenn der Partner die Bitte ablehnt, bedeutet das nicht, dass er die bittende Person mit den Bedürfnissen ablehnt. Das "Nein" gilt lediglich der vorgeschlagenen Strategie. Führen Sie sich das vor Augen, wenn Sie ein Nein zu hören bekommen und überlegen Sie sich eine weitere Strategie, wie Ihr Bedürfnis erfüllt werden könnte bzw. fragen Sie Ihren Partner/ihre Partnerin, ob sie oder er bereit wäre, Sie bei der Erfüllung ihres Bedürfnisses anderweitig zu unterstützen.


Formulieren Sie eine Bitte wenn möglich nach folgenden Kriterien:


Positiv: d. h. sagen Sie was Sie wollen, anstatt das, was Sie nicht wollen


Nicht: "Bitte lass nicht deine Sachen in der ganzen Wohnung liegen."

Sondern: "Wärst du bereit, deine Kleidung ins Schlafzimmer zu räumen?"


Konkret und beobachtbar: d. h. die Bitte sollte ein Verhalten oder eine Handlung beinhalten und keine abstrakten Wünsche oder Vorgaben, wie sich das Gegenüber fühlen solle.


Nicht: "Bitte sein rücksichtsvoller." oder "Versteh mich doch mal!"

Sondern: "Könntest du bitte anklopfen, wenn du in mein Büro kommst?" oder

"Kannst du mir bitte sagen, was du gerade verstanden hast?"


Zeitnah: d. h. die Bitte sollte etwas beinhalten, was das Gegenüber zeitnah umsetzen kann.


Nicht: "Bitte erledige das in nächster Zeit."

Sondern: "Wärst du bereit, xy bis xy zu machen?"


Wenn Sie mehr über die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation lernen möchten oder sich auch für die Grundannahmen interessieren, dann schauen Sie sich meine Blogartikel dazu an.


4. Familien/Paargesprächszeiten einplanen


analoger goldener Wecker mit weißem Ziffernblatt vor grauem Hintergrund

Wenn erstmal die Diskussionen und Streitgespräche gestartet sind und starke Emotionen hochkochen, kann es fast unmöglich sein, neue Kommunikationswege zu finden. Daher ist es wichtig, gemeinsam mit dem Partner/ der Partnerin ruhige und konfliktfreie Zeiten zu finden, an denen generelle Strategien für die gemeinsame Kommunikation besprochen werden können. Für den ein oder anderen mag sich das merkwürdig anhören und ein bisschen wie "Trockenschwimmen" klingen. Aber wenn wir jemandem erst schwimmen beibringen würden, nachdem wir ihn ins Wasser geworfen haben, wird derjenige uns vor lauter Panik nicht richtig zuhören können.


Bei einer eingefahrenen Streitkultur in einer Beziehung sieht es ähnlich aus. Wenn Sie erstmal im Wasser sind (also der Streit im Gange ist) dann sind Sie zu stark von Ihren Emotionen überflutet, wodurch Ihre Kreativität und Aufnahmefähigkeit deutlich eingeschränkt sind. Wenn Sie allerdings schon einmal ein paar grundlegende Dinge des Schwimmens (oder Kommunizierens) in Ruhe verinnerlichen konnten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ihnen auch im Eifer des Gefechts noch einfallen.


Trockenschwimmen lautet also auch der Weg beim Erarbeiten und Einüben von neuen Kommunikationsmustern. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Herzensmenschen hin und überlegen Sie sich, wie Sie in Zukunft miteinander kommunizieren möchten. Punkte die sich bei Paaren in meinen Beratungen als deeskalieriend erwiesen haben, sind folgende:

  1. Den anderen ausreden lassen.

  2. Nicht schreien.

  3. Keine Beleidigungen.

  4. Jeder bekommt 5 Minuten ununterbrochene Redezeit (ohne, dass der andere etwas sagen darf).

  5. Die Vergangenheit in der Vergangenheit lassen.

  6. Keine Verallgemeinerungen wie "immer, nie, alle, ständig, jeder, alles, nichts"

  7. Kritik am Verhalten üben, nicht an der Person des Gegenübers.

Schreiben Sie gemeinsam eine Liste Ihrer Punkte und hängen Sie sie gut sichtbar in viel frequentierten Räumen auf.


Zusammenfassung


Versuchen Sie in Zukunft die folgenden Punkte in der Kommunikation mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin umzusetzen.

  1. Beobachtungen statt Interpretationen mitteilen

  2. Über Ihre Gefühle und Bedürfnisse Auskunft geben

  3. Bitten statt Forderungen formulieren

  4. Gemeinsame Kommunikationsregeln festlegen und eine "Streitkultur" erarbeiten

Versuchen Sie nicht alle Punkte auf einmal zu verändern, sondern greifen Sie sich einen Tipp heraus und beginnen Sie, diesen kontinuierlich umzusetzen. Fragen Sie sich nach vier Wochen, welche positiven Veränderungen eingetreten sind und fragen Sie auch Ihren Partner/Ihre Partnerin ob ihm/ihr ein Unterschied aufgefallen sei.


Eine Sache möchte ich Ihnen noch mitgeben: Haben Sie Geduld!


Haben Sie Geduld mit sich und dem Erfolg, den die neuen Strategien haben können. Es ist nicht leicht aus festgefahrenenen Kommunikationsmustern auszubrechen, aber wenn wir uns wieder und wieder in den neuen Verhaltensweisen üben, werden Sie irgendwann zu den gewohnten Verhaltensweisen. Verurteilen Sie sich nicht, wenn Sie in alte Muster zurückfallen. Seien Sie verständnisvoll mit sich und sprechen Sie sich Mut zu, es beim nächsten Mal gleich wieder zu versuchen.

 

In meinen Beratungen können Sie die Technik der GfK sowie die Hintergründe und Grundannahmen erlernen und an Ihren ganz individuellen Konfliktsituationen mit meiner Unterstützung üben. Lernen Sie darüber hinaus, welchen Wert die Selbsteinfühlung und eine liebevolle innere Haltung zu sich selbst für Ihre Partnerschaft haben kann.


Vereinbaren Sie gern einen Termin für ein Kennenlerngespräch in meiner Onlinepraxis.





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